Neuigkeiten aus Cali – Erdbeben am Samstag – Gewalttaten

Am Samstagvormittag gab es hier einen Erdstoß der Stärke 6,9 (Richter-Skala). Vormittags um 9:16 h bebte die Erde.

Zu dem Zeitpunkt kam ich gerade von der morgendlichen „Hunderunde“ zurück, als ich in unserem Condominio aufgeregte Menschen aus den Häusern eilen und sich auf der Straße versammeln sah. Einige inspizierten sorgsam den Asphalt, so als ob sie befürchteten, dass sich die Straße öffnete.

Von dem Erdstoß hatte ich nichts mitbekommen; Cora ebenfalls nicht, sie war in den Computer vertieft…

Heute an der Uni konnte ich als Folge dieses Erdstoßes einige Risse und abgebrochenen Wandputz sehen. Hier in Cali gibt es offensichtlich nur sehr geringe Schäden. Nach Presseberichten gab es in der Region 15 Verletzte und ca. 1.800 beschädigte Häuser.

Grundsätzlich ist ein Erdstoß – hier wird zwischen „Temblor“, Erdstoß und „Terremoto“, Erdbeben unterschieden – nichts Ungewöhnliches, eigentlich ist die Erde hier regelmäßig in Bewegung. Allerdings sind die meisten Erdstöße so schwach, dass man sie nur sehr selten spürt.

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Schlimmer als das Erdbeben ist allerdings die alltägliche Gewalt. Seit jetzt etwas mehr als zwei Wochen ist eine Verschärfung der Sicherheitssituation im öffentlichen Straßenbild wahrzunehmen. Es finden immer häufiger Kontrollen durch schwer bewaffnetes Militär statt, zusätzlich zu den regelmäßigen Polizeikontrollen. An vielen Straßenkreuzungen ist Militär zu sehen, manchmal ganz offensichtlich mehrere Doppelposten direkt an den Kreuzungen, manchmal zusätzlich Soldaten in Hauseingängen in der Nähe der Kreuzungen. Irgendwie ist eine zunehmende Verspannung zu erkennen.

Die Guerillabewegung FARC hat für eine Region im Nordwesten Straßensperren angekündigt und die Bevölkerung aufgefordert diese Straßen nicht zu benutzen. Das Departement Chocó ist grundsätzlich eine unsichere Region. Im Moment scheint es kompliziert zu sein, die Straßen vom Landesinneren an die Küste zu benutzen. Wer unbedingt dorthin in Urlaub fahren will, um z.B. Wale zu beobachten, der nimmt von Medellin aus einen Flieger – sofern Geld vorhanden. Alle anderen lassen es lieber.

Das ist das grundsätzliche Elend in diesem Land: Es gibt so wunderbare Landschaften, eine großartige Vielfalt der Natur, liebenswerte Menschen. Nur leider sehr schlecht – unter Inkaufnahme von Sicherheitsrisiken – oder überhaupt nicht zu bereisen.

Die Verschärfung der Lage im Chocó hat vermutlich etwas mit den „Friedensverhandlungen“ in Havanna zu tun. Die erste Gesprächsrunde wurde kürzlich beendet, wie es scheint ohne wirklich greifbare Ergebnisse. Die FARC hat u.a. eine Legalisierung des Drogenanbaus gefordert. Die Regierung hat abgelehnt.

Auseinandersetzungen zwischen kriminellen Banden, die um ihren wirtschaftlichen Einfluss kämpfen, sind leider Alltagsgeschehen, höchstens kleinere Notizen in den Zeitungen wert. So wurden erst kürzlich 5 verweste Leichen von Männern afroamerikanischer Herkunft (negros) gefunden. Ende Januar wurden weitere 4 Leichen gefunden, offensichtlich ebenfalls Opfer von Bandenauseinandersetzungen.